Disposition

I. MANUAL Hauptwerk C -c'''
1 Principal 8'
2 Mixtur 4fach 1'
3 Supcroctav 2'
4 Sesquialtera 2fach 3'
5 Flöte 4'
6 Octav 4'
7 Quintadena 8'
8 Gamba 8'
9 Flöte 8'
II. MANUAL POSITIV C -c'''
10 Cimbel 2fach 1 1/2'  
11 Octav 2'
12 Principal 4'
13 Flöte 4'
14 Copel 8'
PEDAL C - f°/12 Töne, repetierend
15 Subbass 16'
16 Octavbass 8'
17 Violon 8'
18 Trompetenbass 8'

Details

Manual-Schiebekoppel
Pedalkoppel zu I
Pfeifenwerk und Stimmung:
Es darf als glücklicher Umstand bezeichnet werden, dass ein Großteil des historischen Pfeifenmaterials aus den Manualwerken noch vorhanden war. Allerdings waren außerordentlich viele Pfeifen im Verlauf der verschiedenen Umbaumaßnahmen gerückt, in andere Register versetzt, abgeschnitten und dadurch in ihrer Tonhöhe wie auch in ihren Mensurverhältnissen verändert worden.
Die Metallpfeifen, für deren Restaurierung die Fa. MEISINGER, Simbach am Inn, zuständig war, wurden ausgeformt und angelängt; Körper und Füße mussten z. T. nachlabiert werden, offene Löcher und Risse waren zu verlöten. Wo nötig, wurden Fußspitzen erneuert und später angebrachte Bärte entfernt. Fehlende Pfeifen mussten mensurgerecht neu gefertigt werden, wobei auch Reste von THOMA-Pfeifen aus der Orgel von Serfaus zum Vergleich herangezogen wurden. Die Holzpfeifen wurden wieder in die ursprüngliche Position gerückt, fehlende Pfeifen ergänzt. Wo sich Wurmschäden zeigten, wurden die Löcher mit Bienenwachs ausgespritzt bzw. die Pfeifen völlig ausgegossen. Zum Schluss erfolgte wieder ein Bolus-Anstrich. Die Stimmdeckel aus Kupfer wurden entfernt und durch Stimmkeile aus Holz ersetzt.
Anhand der Stellung dieser Stimmkeile nach der Einstimmung auf den Kammerton (415 Hz) wurde empirisch ein Winddruck von 55 mm WS ermittelt, der die Basis für die gesamte Intonation abgab. Als Temperierung wurde die 1779 von FRANCESCO ANTONIO VALLOTTI beschriebene (aber schon ein viertel Jahrhundert früher bekannte) Temperierung gewählt, die im süddeutschen Raum gut bekannt war und aufgrund ihrer milden Terzen ein breites Spektrum "guter" Tonarten aufweist und dem Klang eine warme Patina verleiht.
Ein wichtiger Grundsatz des Intonateurs ANDREAS PÜRTINGER ist, beim Intonieren historischer Pfeifen an den Einstellungen nur dann etwas zu ändern, wenn jüngere Eingriffe den Klang beeinträchtigt haben oder die Pfeife gar nicht mehr spricht. Neue Pfeifen müssen sich für das Ohr unmerklich in das historische Ensemble einfügen.
Gehäuse:
Das fast komplett zerlegbare Gehäuse wurde abgebaut und in unserer dem Kirchenklima angepassten Werkstatt überholt. Im Laufe von mehr als zwei Jahrhunderten hatten viele Gehäuseteile erhebliche Schäden erlitten, vor allem durch starken Holzwurmbefall des überwiegend verwendeten Fichten bzw. Lindenholzes. Zum Abtöten dieses Holzschädlings wurden alle befallenen Holzteile mit Sulfurylfluorid vergast. Die Wurmlöcher im Innern der Orgel wurden mit Bienenwachs aufgefüllt und mit einer Kombination aus Harzen und Holzstaub versie gelt. Auch der schwankende Feuchtegehalt der Luft im Sommer und Winter setzte dem Gehäuse stark zu. Die dadurch auftretenden mehr oder minder großen Risse wurden mit Holzkeilen bzw. -spänen aufgefüllt. Die teilweise stark beschädigten Holzverbindungen wurden ergänzt, neu angepasst und, wo nötig, frisch verleimt.
Die stärksten Veränderungen hatte das Gehäuse allerdings durch Umbauarbeiten und durch Elektroinstallationen erlitten. Der Bodenrahmen musste komplett neu hergestellt werden. Große Teile der Rück wand, der Hauben inkl. Dächer, der Füllungen und des Sockels mussten rekonstruiert und ergänzt werden. Durch den Einbau des neuen Spielschranks zu Anfang der 1960er Jahre wurde die Vorderfront des Gehäuses im Mittelbereich komplett verändert. Zum Glück waren noch so viele originale Holzverbindungselemente zu erkennen, dass der ursprüngliche Bereich um die Spielanlage recht genau nachzuempfinden war.
Das wieder aufgestellte Gehäuse bekam durch die Firma ERWIN WIEGERLING, Benediktbeuern, eine neue Farbfassung, die nach Untersuchung der alten Farbschichten der Originalfassung nachgestaltet werden konnte.
Windladen.
Die drei originalen Windladen der Orgel (Manual, Positiv und Pedal) sind in ihrer Grundsubstanz erhalten geblieben. Die Zusatzladen vom Umbau 1960 - 62 des Pedals (Schleiflade mit 18 Tönen) und der Manuale (pneumatisch angesteuerte Kegelladen) waren separat aufgestellt. Die Windladenbälge waren nur an die jeweiligen Windkastenbodenplatten angeschraubt.
Diese Zusätze konnten problemlos entfernt werden. Ebenso wurde der nachträglich angeleimte Pfeifenstock im Pedal für den Choralbass 4' entfernt. Die Pedalwindlade wurde um 180' gedreht wieder in die Or gel gestellt. Der Subbass 16' steht somit wieder an seinem ursprünglichen Ort als vorderstes Pedalregister; die Spunddeckel sind vom Laufgang an der Rückseite der Orgel aus erreichbar. Der zuhinterst stehende Trompetenbass ist zum Nachstimmen gut zu erreichen.
Die Windladenumrahmungen sind aus Eiche, ebenso die Ventile und Spunddeckel. Die Kanzellenspunde sind aus Buche. Aus Fichte sind Schiede, Bänkchen, Windkasten und Stöcke.
Beim Positiv (Unterwerk) wurde die mit Leder zugeleimte Ventilstecherführung wieder geöffnet. Die Ventile wiesen auf dem alten Leder unter der Neubelederung Stecherspuren auf, was bezeugte, dass die Ventile ursprünglich von oben betätigt worden waren. Die Mechanik wurde entsprechend rekonstruiert. Alle Windladen waren im zugänglichen Bereich mit grauer Farbe gestrichen. Aufgrund von Austrocknung (Kanzellenspunde) und angebohrten Kanzellen, Verwurmung und gerissenen Verleimungen waren die Laden insgesamt in einem schlechten und undichten Zustand.
Die Verleimung mit Knochenleim hatte den Vorteil, dass bei allen Windladen die Windkästen in ihre Bestandteile zerlegt, aufgearbeitet, und neu verleimt werden konnten. Getrocknete Kanzellenspunde wurden herausgelöst, eingepasst und neu eingeleimt. Die Belederung der Schleifenbahnen konnte nicht übernommen werden, weil das Leder einen stark porösen Zustand aufwies. Da die Dämme ebenfalls abgelöst werden konnten, war es möglich, die Kanzellen korpora (Fundamentplatten und Ventilsitz) neu abzurichten. Die Kanzellen wurden ausgegossen. Die Papierung der Kanzellenrahmen wurde erneuert (bei Positiv und Pedal zusätzlich beledert).
Die Belederung der Ventile musste erneuert, die Lederpulpeten mussten rekonstruiert werden. Die originalen Ventilstifte wurden gereinigt und wiederverwendet. Bei dieser Orgel waren auch die Oberseiten der Schleifen in Hauptwerk und Positiv beledert. Diese Belederungen mussten erneuert werden, da das Leder an vielen Stellen Einschnitte ("spanische Reiter") aufwies.
Die Stöcke waren größtenteils noch mit den originalen Stockschrauben aufgeschraubt; diese wurden selbstverständlich wiederverwendet. Wurmlöcher in den Stöcken wurden aufgefüllt. Die veränderten Stöcke von Mixtur und Cimbel erhielten neue Oberfurniere.
Die originalen Bänkchen (Pfeifenraster) mussten aufgegeben werden, da sie durch starken Wurmfraß zerstört bzw. durch das Rücken und Austauschen der Metallpfeifen zu große Bohrungen hatten.
Windversorgung:
Die ursprüngliche Windanlage der Orgel wurde insbesondere durch den Umbau in den Jahren 1960 - 62 fast völlig verändert bzw. abgetragen. Lediglich die originalen Kanäle innerhalb des Gehäuses wurden noch vorgefunden. Jedoch waren auch bei diesen Veränderungen vorgenommen worden. Die inzwischen stark verwurmten und unsachgemäß belederten Originalkanäle waren sämtlich durch das Auftragen von grauer Farbe abgedichtet worden. Ein Weiterverwenden dieser Kanäle war nicht möglich, da sie außerordentlich stark verwurmt waren.
Einem kurzen Originalstück des Kanals, welcher die ursprüngliche Kanalführung von der Orgel zu den Bälgen zeigte (von der C-Seite wegführend), wurde beim letzten Umbau ein etwa 10 Meter langes Kanalstück aus Spanplatten angepasst. Dieses führte in den epistelseitigen Turmraum, wo ein Schleudergebläse mit anschließendem Schwimmerbalg aufgestellt war. Um die Stöße und den kurzzeitigen Druckverlust, bedingt durch den übermäßig langen Zuwindkanal, auszugleichen, wurden alle Windladen mit angeschraubten Windladenschwimmerbälgen versehen. Diese wiederum waren über flexible Kondukten mit dem Kanalsystem verbunden.
Ursprünglich waren drei Keilbälge vorhanden. Anläßlich der Restaurierung wurde aus Kostengründen auf einen Balg verzichtet; beide Keilbälge erhielten ausreichende Abmessungen (4 x 8 Fuß), so dass die Orgel über eine genügende Windreserve verfügt. Die Bälge wurden mit einer Treteinrichtung versehen. Für den Normalbetrieb ist ein Schleudergebläse vorhanden, das beide Keilbälge mittels einer ausschaltbaren Verbindungsvorrichtung (für den Tretbetrieb sind die Bälge unabhängig voneinander bedienbar) gleichzeitig aufzieht. Die Bälge stehen, wie ursprünglich, C-seitig. Die Aufstellung erfolgte frei, direkt neben der Orgel, um die Windzuführung so kurz wie möglich zu gestalten. Die Kanalmaße im Innern des Instruments wurden von den originalen Kanälen übernommen, die Kanalverläufe in den Originalzustand zurückversetzt. Die gesamte Windversorgungsanlage ist (entsprechend den Vorbildern) aus massivem Fichtenholz gefertigt. Als Balggewichte dienen Ziegelsteine.
Spielanlage und Mechanik:
Die vorhandene Spielanlage von 1962 (Spielmechanik mit Aluminiumtraktur, Registermechanik mit Eisenwellen) wurde entfernt. Die neue Spielanlage und die Mechanik mussten komplett rekonstruiert werden. Aufgrund von originalen Gehäuseteilen und Windladenlagern war die Lage der Hauptwerkswindlade klar festzulegen. Hieraus ergab sich für das Hauptwerk eine einarmige (hängende) Traktur. Die Lage des Wellenbretts war durch zwei keilförmige Ausarbeitungen in der Windlade genau zu bestimmen.
Auch eine mit Leder überdeckte Lochreihe über den Ventilen ließ erkennen, dass die Positiv-Lade ursprünglich über Stecher angespielt worden war. Hieraus konnte die Lage der Windlade unterhalb der Klaviaturen abgeleitet werden. Angespielt wird das Positiv über eine direkte Doppelwippen-Stechertraktur.
Die Position der Pedalwindlade ergab sich aus den Beschriftungen der Pedalventile und aus der noch vorhandenen Anhängeleiste für den Subbass zum HauptwerksWindladenträger. Damit war auch die Führung der Pedaltraktur vorgegeben.
Die Spieltraktur wurde nach historischen Vorbildern gefertigt. Die Abstrakten aus Fichte sind am Ende mit Schirting umwickelt; sie haben Abstraktendrähte aus Messing erhalten. Die Edelstahlachsen der Fichtewellen der gegrateten Wellenbretter von Hauptwerk und Pedal sind durch passgenaue Bohrungen in Hartholzdocken gelagert.
Die Registertraktur des Positivs läuft über Holzwellen, jene von Hauptmanual und Pedal über Holzwellen und Holzschwerter; alle Achslager sind in Hartholz auf Passung gearbeitet.
Die Orgel weist zwei Koppeln auf: Das Positiv ist über eine Schiebekoppel zum Hauptwerk koppelbar. Die Pedalkoppel wirkt über zwölf Koppelventile (C-H) und eine Trakturkoppel (c'-f').
Für die Untertasten der Manualklaviaturen wurde aus Härtegründen Ebenholz verwendet, für die Obertasten in Manual und Pedal die heimische Zwetschge. Die Untertasten des Pedals sind aus Fichte gefertigt und zur Erreichung einer härteren Oberfläche mit Ahorn belegt. Als Vorbild für die Machart der Pedalklaviatur diente - nachdem keine Beispiele von THOMA mehr existieren - das Pedal der JÄGER-Orgel von St. Sebastian in Füssen.
Ausgehend von der lichten Breite zwischen den Spieltischrahmen des Gehäuses ergab sich die damals übliche Zahl von 18 Pedaltasten. Da das Pedal jedoch nur einen Umfang von zwölf Tönen aufweist, repetiert die Tonfolge ab c', während die Pedalkoppel durchläuft.