Disposition

I. Manual C - a''' Grand Orgue
1 Bourdon 16'
2 Montre 8'
3 FIûte harmonique 8'
4 FIûte à cheminée 8'
5 Prestant 4'
6 FIûte douce 4'
7 Quinte 2 2/3'
8 Doublette 2'
9 Foumiture III rangs 1 1/3'
10 Fourniture II rangs 1/2'
11 Trompette 8'
II. Manual C - a''' Récit expressif
12 Bourdon 8'
13 Viole de Gambe 8'
14 Voix céleste ab c° 8'
15 Flute octaviante 4'
16 Nasard 2 2/3'
17 Octavin 2'
18 Tierce 1 3/5'
19 Plein-jeu IV rangs 2'
20 Trompette harm. 8'
21 Hautbois 8'
22 Voix humaine 8'
Tremblant
Oktaves graves
Pédale C - f'
23 Soubasse 16'
24 Flûte ouverte 8'
25 Flûte ouverte 4'
26 Bombarde 16'
27 Trompetce 8'

Details

Spiekraktur: mechanisch
Registertraktur: Doppeltraktur (mechanisch/elektrisch)
Register: 27, davon 21 Labialregister und 6 Zungenregister
Setzeranlage: Einplatinensetzer auf 3 Ebenen mit 2.048 Kombinationen
Koppeln; II/I - II/I graves - II/graves I/Pedal - II/Pedal
Windladen: Tonkanzellen - Schleifladen
Orgelgehäuße: Eiche geölt und gewachst
Stimmung: gleichschwebend temperiert - 440Hz/15'C
Gewicht: ca. 5,5 Tonnen
Paris, 21. September 1841. Als an diesem Tag das erste große Instrument des damals knapp 30-jährigen genialen französichen Orgelbauers Aristide Cavaille-Coll (1811 – 1899) eingeweiht wurde, bezeichnete dies einen Wendepunkt in der Orgelbaugeschichte, der bis heute beispiellos blieb. Erstmalig wurde ein Instru- ment geschaffen, dessen Vielfalt an romantischen Grundregistern über den klassischen barocken Orgelkern hinaus es erlaubte, symphonisch zu musizieren und sogar den Plenumklang eines großen Orchesters zu imi- tieren. Viele der uns heute geläufigen romantisierenden Register, wie enge Streichregister, Schwebungen oder überblasende (aktivierende) Flöten- und Zungenregister, sind Erfindungen Cavaille-Colls und waren bis dahin unbekannt. Die poche der großen symphonischen Orgelmusik hat begonnen!
Angeführt vom grandiosen Schaffen des gro8en Komponisten Cesar Franck,welcher als Vater der sym- phonischen Orgelmusik gilt, entwickelte sich eine Orgelmusiktradition, die sich über Widor, Vierne, Dupre oder Duruflé bis in unsere Zeit hinein fortgesetzt hat. Das Schaffen Francks war nachweislich vom Klang der Cavaille-Coll Orgel, an seiner Kirchenmusikerstelle in St. Clothilde in Paris, geprägt. Wenden wir nun aber unseren Blick auf die neue Orgel der Pfarrkirche Maria in der Au.
Beim Durchlesen der Disposition (Registerbestand) fällt auf, dass alle Registerzüge französische Bezeich- nungen tragen. Das hat auch seinen guten Grund: denn vom klanglichen Aufbau her ist das Instrument an früheste Cavaille-Coll Orgeln angelehnt.
Das Hauptwerk (französisch: Grand (Orgue), spielbar auf dem ersten Manual, ist ganz klassisch aufgebaut. Es enthält, basierend auf der fülligen 16'-Bourdonstimme, einen geschlossenen Prinzipalchor, der über, 8'-4'-2' bis hin zur in Fourniture I I/3 und Cymbale I/2' aufgeteilten Mixtur, alle wichtigen Prinzipalstimmen ver- fügt, um dem Organisten barocke Plenoregistrierungen zu ermöglichen. Symphonische Nerkmale sind hier lediglich die groBe, offene und überblasende Flute harmonique 8' und die häufig repetierende Fourniture I/3' (bis zur 8' lage). Das Hauptwerk sitzt im Gehäuse direkt hinter den Prospektpfeifen.
Das Schwellwerk (französisch: Recit expressif) befindet sich in einem großen starkrandigen Schwellkasten, direkt hinter dem Hauptwerk und ist vom Manual aus spielbar. Die großen Schwelltüren öffnen sich nach vorne und nach oben, um so eine gröBtmögliche Dynamik zu erreichen, ohne Register hinzuoder abstoßen zu müssen.
Hier finden sich typische Klangfarben der französichen Symphonik, wie z.B. das Ensemble der überbla- senden Flöten 4' und 2' oder die stark streichenden Register Viole de Gambe 8' sowie Voix celeste 8' (Schwebung).
Besonders hervorzuheben ist die Batterie der drei 8'-Zungenstimmen, die natürlich allesamt in französicher Bauart gefertigt sind. Diese bestehen aus der lyrisch-kräftigen Trompete harmonique 8' (überblasend) und den beiden Solozungen Hautbois 8' und Voix humaine 8'. Durch den Einbau einer vollmechanischen Unter- oktavkoppel (Octaves graves), wirkend auf das Schwellwerk, besteht die Möglichkeit, das ganze Werk auf 16'-Basis zu oktavieren, was den Klang der Orgel monumental werden lässt. Die groBeAnzahl von Grund- registern erlaubt, besonders ausgeprägt, die Darstellung von romantischer Orgelmusik des 19. und 20. Jahrhunderts.
Aus diesem Grund sind die Manualwerke auch bis a"' ausgebaut (nicht wie üblich nur bis g"'), da gerade die- se Kompositionen den erweiterten Umfang nötig machen.
Das Pedalwerk stellt die Bassregister in süddeutsch-französischer traditioneller Art zur Verfügung. Typisch hierfür sind die beiden extrem weit mensurierten, offenen Metallflöten 8' und 4' und die Bombarde 6' mit Be- chern aus Fichtenholz.
Das Pedalwerk findet sich links und rechts im Unterbau der Orgel. Die Orgel von der Pfarrkirche Maria in der Au ist die erste Orgel Südtirols mit französisch-symphonischem Konzept.

Andreas Pürtinger, Intonateur